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Die beiden APRI-Mitglieder Jakob Abermann (Universität Graz) und Rainer Prinz (Universität Innsbruck) besuchten 2017 die senkrechten Eisklippen in Nordwestgrönland und beobachteten Veränderungen durch die Abschmelzung seit den 1950-er Jahren.

Die beeindruckende, fast senkrechte Eisklippe ist Teil eines landeinwärts führenden Gletschers der Nunatarssuaq-Eiskappe. Das Gebiet, in dem sich die fast 30 m hohe Eisklippe befindet, wurde wegen seiner auffälligen roten Farbe Red Rock Ice Cliff genannt. Das Hauptaugenmerk lag auf den Gletscherveränderungen, die sie mit Archivdaten aus den 1950er und 1960er Jahren vergleichen konnten, um Veränderungen zu erkennen, die zu gering sind, um sie mit Satellitenbeobachtungen zu erfassen.

 

Das Untersuchungsgebiet in Nordwestgrönland mit der Nunatarssuaq-Eiskappe und dem grönländischen Eisschild (Axford, et al. 2019)

„Detaillierte Karten des vertikalen Eisrandes, Beobachtungen seiner Entwicklung über ein Jahrzehnt und Eistemperaturmessungen in Kombination mit Schmelzpegeln sind in früheren Veröffentlichungen dokumentiert.“

Jakob Abermann

Satellitenkarte des Untersuchungsgebiets in Nordwestgrönland mit der Nunatarssuaq-Eiskappe und dem grönländischen Eisschild (Abermann et al. 2020)

Historische Daten zum Vergleich

Die Vermessung der Umgebung des Red Rock Ice Cliffs wurde Mitte der 1950-er Jahre von amerikanischen Wissenschaftlern in Angriff genommen, ausgelöst durch Militäraktivitäten in Nordwestgrönland in der Nähe des Luftwaffenstützpunkts Thule. Eines ihrer Vermessungsziele war es, mögliche Aufstiegsrouten zum grönländischen Inlandeis zu erkunden. Die amerikanischen Polarexpeditionen in Grönland begannen nach der deutschen Besetzung Dänemarks in den frühen 1940-er Jahren. Während es 2. Weltkrieges unterzeichnete die dänische Regierung einen Vertrag mit den Vereinigten Staaten, der den Amerikanern den Schutz der dänischen Kolonien gestattete, was zu Militäreinrichtungen in Grönland führte. Der Luftwaffenstützpunkt Thule wurde aufgrund seiner Lage auf halbem Weg zwischen Washington und Moskau schnell zu einem wichtigen Punkt in der amerikanischen Nuklearstrategie. Expeditionen über das grönländische Inlandeis wurden mit dem Ziel unternommen, das streng geheime Camp Century zu errichten. Die amerikanischen Expeditionen fanden zwischen 1955 und 1965 statt, die sehr detaillierte geodätische, glaziologische und atmosphärische Daten lieferten.

Fotos von den Expeditionen in den Jahren 1955 und 2017: (a) Hilty (1956) und vom ungefähren Standort im Jahr 2017 (b) aus Abermann et al. (2020).

Obwohl das Red Rock Ice Cliff seither nur noch sporadisch besucht wurde, sahen die beiden APRI-Wissenschaftler darin eine gute Gelegenheit, sechs Jahrzehnte verstreut dokumentierter Daten zu kombinieren, um die klimatischen Ursachen für die in letzter Zeit weit verbreitete Ausdünnung des grönlandischen Eisrandes zu verstehen. Die auf den alten Fotos der Expedition aus den 1950-er Jahren festgehaltenen Orte konnten erneut untersucht werden. Die Fotos zeigen eine große Veränderung der Neigung und Form der Eisklippe, die durch die Abschmelzung flacher und sanfter geworden ist.

Ice-Cliff-Dickenschwankungen

Die Autoren vermuten, dass die jährlichen Dickeschwankungen im Wesentlichen mit Veränderungen der sommerlichen Lufttemperatur und des Niederschlags zusammenhängen, wobei kalte und trockene Perioden in den Zeiten vorherrschten, in denen das Eis am wenigsten Masse verlor. Dieses Muster ist jedoch in den letzten Jahren durchbrochen worden.  Trotz der zunehmenden Niederschläge in der Region seit Beginn der Aufzeichnungen beschleunigen die hohen Lufttemperaturen die Schmelze, was zu einer Ausdünnung der Eisdecke führt. Darüber hinaus können sich die übermäßigen Niederschläge auch auf die jüngsten Veränderungen der Geometrie auswirken. Andere Faktoren, wie die langfristige Erwärmung, die zunehmenden Niederschlägen über der Red Rock-Region oder Änderungen im Wärmeregime des Gletschers, können ebenfalls relevant sein. Dies bedeutet, dass die während der Expedition im Jahr 2017 gesammelten Daten noch nicht ausreichen, um die komplexen Ursachen für die beobachteten Veränderungen vollständig zu verstehen. Somit dienen die bisherigen Erkenntnisse als Motivation für künftige Untersuchungen.

Weitere Fotos von den Expeditionen in den 1950-er und 1960-er Jahren: (c, e) Hilty (1956); (g) Fristrup (1963) und von den ungefähren Standorten im Jahr 2017 (d, f, h) aus Abermann et al. (2020).

Medieninformation

Verfasst von Tiago Ferreira da Silva.
Satz und Layout vom APRI Medienteam.
Rückfragen: Nützen Sie unser Kontaktformular.

Über die wissenschaftlichen Autoren

Jakob Abermann, Universität Graz
Rainer Prinz, Universität Innsbruck
Zugriff zum Original Paper.

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