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Presseunterlagen zur Pressekonferenz „29. Internationale Polartagung“, Rauris 18.9.2024

Das Austrian Polar Research Institute (APRI) lädt gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Polarforschung (DGP) zur Pressekonferenz anlässlich der 29. Internationalen Polartagung vom 16.-20.9.2024 in Rauris (Österreich) ein. Die wissenschaftliche Polartagung über „Dynamische Pole und Hochgebirgsumwelt“ wird erstmals in Kooperation von APRI und DGP organisiert.

Die Polartagung widmet sich nicht nur der aktuellsten Arktis- und Antarktisforschung, sondern sucht die Verbindung mit der Hochgebirgsforschung. Rauris ist aufgrund der alpinen Lage sowie der Nähe zum Sonnblick Observatorium optimal um High Latitude mit High Altitude zu verbinden und Forschung im Alpenraum mit den Erkenntnissen aus den Polargebieten zu kombinieren.

Agenda

Ort: Mesnerhaus Rauris, Kirchweg 3, 5661 Rauris (Österreich)

Zeit: Mittwoch 18.9.2024, 13:30 – 14:30

Tagungsprogramm: finden Sie auf der Tagungswebsite

Pressekonferenzsprache: Deutsch

Drei 5-Minuten-Statements zur Polar- und Hochgebirgsforschung im Kontext der globalen Klimaveränderung und deren Gemeinsamkeiten.
Im Anschluss besteht die Möglichkeit, Fragen zu stellen und Einzelinterviews zu führen.

  • Jens Herrle (DGP)
    Professor für Mikropaläontologie und Paläoozeanographie an der Goethe Universität Frankfurt
  • Lena Nicola (DGP)
    Doktorandin über die Dynamik des antarktischen Eisschildes am Potsdam Institute for Climate Impact Research
  • Cornelia Spiegel (DGP)
    Professorin für Geodynamik der Polargebiete an der Universität Bremen
  • Wolfgang Schöner (APRI-Direktor)
    Professor für Klimatologie und Gletscherforschung mit Schwerpunkt Arktis am Institut für Geographie und Raumforschung an der Universität Graz
  • Jakob Abermann (APRI)
    Professor für Klimatologie und Gletscherforschung mit Schwerpunkt Grönland am Institut für Geographie und Raumforschung an der Universität Graz
Themen:

Alpen und Arktis im Klimawandel

Die Klimaerwärmung trifft den Alpenraum ebenso sowie die Arktis besonders stark. Die gegenwärtige globale Temperaturzunahme verstärkt sich im Alpenraum um das ca. Zweifache, in der Arktis sogar um das Drei- bis Vierfache. Die Folgen für Schnee und Eis sind drastisch und zeigen sich in den letzten Jahren in den Alpen mit einem besonders extremen Gletscherrückgang, in der Arktis besonders deutlich durch das schwindende Meerseis. Aber der besonders starke Klimawandel in der Arktis hat nicht nur dort unmittelbare Folgen, sondern auch indirekt für das Wettergeschehen im Alpenraum. Durch die Abschwächung der Temperaturgegensätze zwischen Arktis und mittleren Breiten verändern sich auch die Wettermuster in Mitteleuropa. Polarforschung ist daher weit über die Polarregionen hinaus relevant.

Warum eine internationale Polartagung in Rauris?

Die Deutsche Gesellschaft für Polarforschung (DGP) ist ein Zusammenschluss von Wissenschaftler/innen und interessierten Laien aus allen Bereichen der Polarforschung. Sie dient dem Austausch zwischen den unterschiedlichen Disziplinen der Wissenschaft und zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit und engagiert sich für die Nachwuchsförderung. Zu diesen Zwecken organisiert die DGP alle zweieinhalb Jahre eine Internationale Polartagung. Das Austrian Polar Research Institute (APRI) verfolgt sehr ähnliche Ziele wie die DGP und kooperiert bereits in zahlreichen Kooperationen mit der DGP. Um unsere Zusammenarbeit weiter auszubauen, wird die diesjährige internationale Polartagung durch DGP und APRI gemeinsam organisiert und in Rauris / Österreich durchgeführt. Zusätzlich zur Polarforschung wird ein besonderer Fokus auf den Hochgebirgsgletschern liegen, deren Entwicklung im Rahmen der globalen Klimaveränderung mit den Entwicklungen in den Polargebieten eng verzahnt ist. Gerade durch diesen Aspekt bietet sich Rauris mit seiner Nähe zum Observatorium Sonnenblick als Veranstaltungsort für die Internationale Polartagung besonders an.

Antarktische Kryosphäre im Einfluss des Klimawandels

Zwar rechnen wir im Zuge des fortschreitenden Klimawandels mit einer Zunahme der Schneefälle in der Antarktis, ob – und auf welchen Zeitskalen – verstärkter Schneefall den sich in den letzten Jahren beschleunigenden Eisverlust ausgleichen kann, ist jedoch ungewiss: Ein Grund dafür sind mehrere, teils sich selbst verstärkende Rückkopplungsprozesse, die, einmal angestoßen, den Eisverlust verstärken könnten. Nur wenn wir den heutigen Erwärmungstrend aufhalten bzw. rückgängig machen können, können wir verhindern, dass große Teile der Westantarktis irreversibel abschmelzen.

Prof. Dr. Wolfgang Schöner

Direktor des Austrian Polar Research Institute (APRI)
Professor an der Universität Graz
Heinrichstrasse 36
8010 Graz

Forschungsgruppe Schöner

Wissenschaftlicher Lebenslauf

Alpen und Arktis im Klimawandel

Die Klimaerwärmung trifft den Alpenraum aber auch die Arktis besonders stark. Die gegenwärtige globale Temperaturzunahme verstärkt sich im Alpenraum auf das ca. zweifache, in der Arktis sogar auf das drei- bis vierfache. Die Folgen für Schnee und Eis sind drastisch und zeigen sich in den letzten Jahren in den Alpen mit einem besonders extremen Gletscherrückgang, in der Arktis besonders deutlich durch das schwindende Meereseis. Aber der besonders starke Klimawandel in der Arktis hat nicht nur dort unmittelbare Folgen, sondern auch indirekt für das Wettergeschehen im Alpenraum. Durch die Abschwächung der Temperaturgegensätze zwischen Arktis und mittlere Breiten verändern sich auch die Wettermuster in Mitteleuropa. Polarforschung ist daher weit über die Polarregionen hinaus relevant.

Der Wirkungszusammenhang zwischen der Arktischen Verstärkung und dem Wettergeschehen in Mitteleuropa ist jedoch komplex und noch nicht hinreichend verstanden. Die Erkenntnis einiger Studien, dass sich mit der Arktischen Verstärkung der Jetstream abschwächt, wird jedoch durch andere Studien widerlegt. Insbesondere Modellsimulationen zeigen nur einen geringen Effekt der Arktischen Verstärkung auf den Jetstream. Aus Messdaten zeigt sich jedoch eine große Relevanz der Veränderungen der Meereisbedeckung in der Barents- und Karaseeregion für das Winterwetter in den mittleren Breiten. Weitere Forschung ist daher notwendig die Wirkung der Veränderungen in der Arktis für die mittleren Breiten besser zu verstehen.

Österreichische Polarforschungsstation Sermilik, Ostgrönland, ©Christoph Ruhsam

Prof. Dr. Cornelia Spiegel

Professorin and der Universität Bremen
Fachbereich Geowissenschaften
Klagenfurter Str. 2
28359 Bremen

Cornelia Spiegel

Wissenschaftlicher Lebenslauf

Internationale Polartagung 2024 – warum gemeinsam, warum in Rauris?

Die Deutsche Gesellschaft für Polarforschung (DGP) ist ein Zusammenschluss von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie interessierten Laien aus allen Bereichen der Polarforschung. Sie fördert den Austausch zwischen den verschiedenen Disziplinen der Polarforschung, zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit und engagiert sich besonders für die Nachwuchsförderung. Zu diesem Zweck organisiert die DGP alle 2,5 Jahre eine Internationale Polartagung.

Das Austrian Polar Research Institute (APRI) verfolgt ähnlich gelagerte Ziele wie die DGP. Beide Institutionen sind bereits durch zahlreiche Kooperationen eng miteinander verwoben. Um unsere Zusammenarbeit weiter zu intensivieren, wird die diesjährige Internationale Polartagung gemeinsam von der DGP und APRI organisiert und findet in Rauris, Österreich, statt.

Ein besonderer Schwerpunkt der Tagung liegt auf den Hochgebirgsgletschern und deren Entwicklung im Kontext der globalen Klimaveränderung, die eng mit den Entwicklungen in den Polargebieten verknüpft ist. Die Expertisen der DGP mit ihrem Schwerpunkt auf der Antarktisforschung, und die des APRI mit besonderem Fokus auf der Hochgebirgsforschung ergänzen sich dabei in idealer Weise. Beide Institutionen decken zudem den Bereich der Arktisforschung ab und auch hier ergeben sich zahlreiche Synergien und Kooperationen.

Rauris, in der Nähe des Observatoriums Sonnenblick gelegen, bietet sich aufgrund dieser Thematik hervorragend als Veranstaltungsort an, nicht zuletzt da hier, in den Alpen, die Auswirkungen des Klimawandels der Polar- und Hochgebirgsregionen für unsere Gesellschaft besonders deutlich wird.

Pasterze und Hufeisenbruch in Auflösung © Christoph Ruhsam
Gletscherrückgang auf Axel Heiberg Island in der kanadischen Hocharktis © Jens Herrle
Küstenregion des Amundsen-Meers in der Westantarktis – hier findet der höchste Eismassenverlust der gesamten Antarktis statt © Cornelia Spiegel

Lena Nicola

Lena Nicola

Lena Nicola

Doctoral Researcher
Earth Resilience Science Unit (ERSU) | Ice Dynamics
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
www.pik-potsdam.de

Wissenschaftlicher Lebenslauf

Antarktische Kryosphäre im Einfluss des Klimawandels

Die Antarktis hat das Potenzial, den globalen Meeresspiegel um bis zu 58 Meter anzuheben, sollte das gesamte Eis abschmelzen. Dies passiert jedoch nicht von heute auf morgen, da Eisschilde generell sehr langsam auf Klimaveränderungen reagieren. Die heutigen Klimabedingungen sind aber möglicherweise bereits ausreichend, um langfristig den Verlust des westantarktischen Eisschilds herbeizuführen.

Seit 1992 hat die Antarktis bereits 7,6 Millimeter zum globalen Meeresspiegelanstieg beigetragen. Der Eisverlust hat sich in den letzten Jahren beschleunigt: heute verliert die Antarktis 25% mehr Eis als noch in den 1990er Jahren. Derzeit wird der Anstieg des Meeresspiegels noch überwiegend durch den Eisverlust von Gebirgsgletschern und Grönland, sowie der thermischen Ausdehnung des Meerwassers dominiert. Doch diese Situation könnte sich in Zukunft ändern. Zwar wird in einer wärmeren Welt mit einer Verstärkung des Schneefalls in der Antarktis gerechnet, der den Massenverlust durch Eisschmelze teilweise kompensieren könnte, aber die Mehrheit der Studien zeigt, dass langfristig der Verlust von Eismasse in den Ozean überwiegen und sich weiter beschleunigen wird. In der Westantarktis zum Beispiel dringt warmes Ozeanwasser bereits heute bis unter die Schelfeise (die schwimmenden Fortsätze des Eisschildes) vor und führt dort zu hohen Schmelzraten. Der dortige Eisverlust könnte wiederum das Eisschild auf dem Festland destabilisieren. Ein vor kurzem publizierter Modellvergleich zeigt bis zum Jahr 2300 einen Eisverlust von umgerechnet bis zu 4,4 Meter auf; bis 2100 ist immerhin noch mit knapp 30 cm Meeresspiegelanstieg durch die Antarktis zu rechnen. Solche Zukunftsprojektionen sind allerdings mit großen Unsicherheiten behaftet: Ein entscheidender Faktor sind die sich selbst-verstärkende oder dämpfende Rückkopplungsschleifen (oder „Feedbacks“), die eine zentrale Rolle für die langfristige Stabilität der Antarktis spielen. Idealisierte Modellstudien können helfen, kritische Temperaturschwellen für andere Regionen des Eisschilds zu finden: Ab einer Erwärmung der globalen Mitteltemperatur von etwa 6 Grad über dem vorindustriellen Niveau wird das Schmelzen an der Eisoberfläche zum dominanten Faktor. Die damit zusammenhängenden selbst-verstärkenden Rückkopplungen würden die Stabilität großer Teile des Ostantarktischen Eisschildes gefährden.

Antarctic frozen giant
Antarktischer gefrorener Gigant © Jan-Marcus Nasse (distributed via imaggeo.egu.eu)

Prof. Dr. Jakob Abermann

Austrian Polar Research Institute (APRI)
Professor an der Universität Graz
Heinrichstrasse 36
8010 Graz

Forschungsgruppe Abermann

Wissenschaftlicher Lebenslauf

Prof. Dr. Jens Herrle

Institut für Geowissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt
Altenhoeferallee 1
60438 Frankfurt am Main

Jens Herrle

Wissenschaftlicher Lebenslauf