Der Fotograf und Limnologe Klemens Weisleitner arbeitet derzeit am Institut für Ökologie der Universität Innsbruck. Seine Forschungsreisen führten ihn in entlegene Regionen der Arktis und Antarktis. In einem faszinierenden Multimedia-Vortrag gewährte er Einblicke in die abenteuerliche Welt der wissenschaftlichen Polarexpeditionen und präsentierte seine Forschungsergebnisse.
In Polarregionen bestimmen die lokalen Bedingungen den Zeitplan für die Forschungsaktivitäten (© whiteframe-photo.com).
Forschung außerhalb der Komfortzone
Weisleitner untersucht mikrobielle Gemeinschaften in Schnee und Eis in polaren Regionen. Für seine Untersuchungen verwendet er Laser-basierte Geräte, bohrt Eiskerne aus dem Gletscher und lebt dabei in einem Zelt, weil sich keine Forschungsstation an seiner Untersuchungsstelle befindet. Sogar ein Forschungslabor wird in einem Zelt eingerichtet.
Speziell Forschungsexpeditionen in der Antarktis erfordern einen immensen logistischen Aufwand, der mehrere Monate Vorbereitung in Anspruch nimmt. Nach der Ankunft am Untersuchungsort dauert es in der Regel eine weitere Woche, bis ein Zeltlager und die wissenschaftliche Infrastruktur einsatzbereit sind. Zu diesem Zeitpunkt besteht jedoch Ungewissheit, ob die geplanten Forschungsprojekte trotz detaillierter Vorabplanung erfolgreich durchführbar sind. Zum Beispiel könnten wissenschaftliche Geräte während des Transports beschädigt worden sein und vermeintlich zugängliche Probenentnahmestellen entpuppen sich trotz gründlicher Studien von Satellitenbildern als schwer erreichbar. Am Beispiel einer Expedition zur Lake Untersee Oase in der Ostantarktis erläuterte Weisleitner in einem früheren Artikel typische Abläufe, die eines gemeinsam haben: Daten und Proben sammeln, um neue Erkenntnisse zu gewinnen.
Nach mehreren Wochen Forschungsaufenthalt wird das Camp abgebaut und die Rückreise angetreten. Ob die für die Wissenschaft wertvollen Eiskerne tatsächlich im gefrorenen Zustand im Labor am Institut für Ökologie in Innsbruck ankommen und ausgewertet werden können, ist trotz sorgfältiger Planung ungewiss. Die für den Spezialtransport beauftragten Logistikfirmen hatten in der Vergangenheit bereits Kisten mit geschmolzenen Eiskernen angeliefert.
Küche (links) und Labor (rechts) in der Ostantarktis (© whiteframe-photo.com).
„Polare Bedingungen bedeuten nicht nur das Verlassen meiner Komfortzone, sondern auch das Erreichen der Betriebsgrenzen wissenschaftlicher Geräte. Doch gerade in den widrigsten Verhältnissen liegen die wertvollsten Erfahrungen verborgen, die neue Erkenntnisse ermöglichen.“
Klemens Weisleitner
Klemens Weisleitner bohrt einen Eiskern aus dem Gletscher (© whiteframe-photo.com).
Die Arktis im Anthropozän
Weisleitner untersucht nicht nur Mikroorganismen in der Antarktis, sondern auch das Vorkommen von Plastik in der Arktis. Kunststoffe in der Natur können von Bakterien und Pilzen besiedelt werden und somit biologische und chemische Effekte auf Ökosysteme bewirken. Zusätzlich stellt dieser Bewuchs potentielle Gefahrenquellen für den Menschen dar und mechanische Einwirkungen können schädlich für Tiere, angefangen bei Fließgewässerinsekten bis hin zu Vögeln sein. Erste Ergebnisse belegen, dass selbst in der arktischen Forschungssiedlung Ny-Ålesund bis zu 0,85 Plastikstücke pro Quadratmeter in der Natur gefunden werden können. Etwa 10% dieser Funde lassen sich auf Forschungsaktivitäten zurückführen. Diese Studie soll nicht nur einen allgemeinen Bewusstseinsbildungsauftrag, sondern auch zur Sensibilisierung innerhalb der Polarforschungsgemeinschaft betrachtet werden. Weitere Fundorte von Müllfundstücken in Kanada, Grönland und Spitzbergen sind hier zu sehen.
Auswirkungen von Plastik in der Natur (© Klemens Weisleitner).
Die APRI Mitglieder Klemens Weisleitner und Birgit Sattler bereiten sich seit mehreren Monaten auf die nächste Antarktisexpedition vor. Diesmal liegt der Schwerpunkt in der Detektion von lokalen und atmosphärisch eingetragenen anthropogenen Spuren in Eis und Schnee.
Gewebeband auf dem Midtre-Lovenbreen in der Nähe der Forschungssiedlung Ny-Ålesund (© whiteframe-photo.com).
Medieninformation
Verfasst von Klemens Weisleitner and Birgit Sattler.
Satz und Layout durch das APRI-Media Team.
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Fotos: © Klemens Weisleitner
Über die wissenschaftlichen AutorInnen
Klemens Weisleitner PhD (Universität Innsbruck)
Birgit Sattler Mag. Dr., Priv.-Doz. (Universität Innsbruck)