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Feldbericht unserer Sommerexpedition 2021

Im Rahmen des Projekts ACT-RG (An active rock glacier in West Greenland – Deciphering its structure and landform evolution) hatte das Grazer Forschungsteam Andreas Kellerer-Pirklbauer, Felix Bernsteiner und Jakob Abermann vom Institut für Geographie und Raumforschung, Universität Graz, Österreich, unter Beteiligung des Austrian Polar Research Institutes APRI trotz der strengen Covid-Bestimmungen in Grönland das Glück, diesen Sommer einen aktiven Blockgletscher in Westgrönland untersuchen zu können. Ausgedehnte Feldarbeiten wurden durchgeführt, begleitet von Mücken, Stürmen, Sonne und 170 kg an verschiedenen Messinstrumenten.

Mücken waren allgegenwärtige Begleiter während der Feldarbeiten.

Über Blockgletscher

Blockgletscher sind als Permafrostmerkmale, die in gebirgigen Umgebungen häufig vorkommen und als Indikatoren für das vergangene und aktuelle Klima äußerst interessant. Indikationen für einen aktiven Blockgletscher wurden in der Nähe von Nuuk beobachtet, etwa 250 km weiter südlich als die bisher angenommene südliche Grenze für aktive Blockgletscher in Westgrönland. Diese Studie zielt darauf ab, festzustellen, ob es tatsächlich aktive Blockgletscher so weit südlich gibt. Das Grazer Team konzentrierte sich auf die kleine Insel Bjørneø, 45 km nordöstlich von Grönlands Hauptstadt Nuuk, die bereits 2016 als Standort für einen potenziell aktiven Blockgletscher identifiziert wurde. Seitdem wurde ein Monitoring mit verschiedenen Feldmethoden durchgeführt, um das thermische Regime, die dynamische Aktivität und die klimatischen Bedingungen zu bestimmen. Das thermische Regime wurde durch die Messung der „Bottom Temperature of Snow“ im Winter ermittelt, und eine deutlich kältere Temperatur wurde auf dem Blockgletscher im Vergleich zu seiner Umgebung gemessen.

 

 

Der vermutete Blockgletscher auf Bjørneø.

Blockgletscher sind gekennzeichnet durch „eine stetig kriechende, ganzjährig gefrorene und eisreiche Schuttschicht an nicht vergletscherten Berghängen“. Sie erhalten den Permafrost in einem bestimmten Klima aufrecht und können viel älteres Eis als Gletschereis enthalten. Ihr Abfluss kann zur lokalen Wasserversorgung in bewohnten Gebieten beitragen und dadurch die Wasserchemie erheblich beeinflussen. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, das Vorkommen von Blockgletschern und ihr dynamisches System zu kennen. Die Permafrostdynamik ist der Schlüssel zum Verständnis von Instabilitäten. Es hat sich gezeigt, dass die Bewegung von Blockgletschern erheblichen Schwankungen unterliegt, die zum Teil durch das Klima und zum Teil durch lokale Bedingungen ausgelöst werden. Das Grazer Team versucht sich nun an der Untersuchung von Blockgletschern im Süden der Region Nuuk.

Geophysikalische Messungen im Sommer 2021.

„Der auffällige Blockgletscher auf Bjørneø hat eine klar definierte Front, ausgeprägte Faltungen im zentralen Bereich und sehr geringe Pioniervegetation, was darauf hindeutet, dass er aktiv sein könnte.“

Jakob Abermann

Die dynamische Aktivität wurde anhand von Orthofotos und abgeleiteten digitalen Höhenmodellen aus wiederholten Drohnenflügen im Abstand von einigen Jahren bewertet. Die klimatischen Bedingungen wurden während des Untersuchungszeitraums kontinuierlich mit einem einfachen und robusten Temperatur-/Luftdrucksensor aufgezeichnet, der in der Nähe der Front des Blockgletschers installiert wurde, um eine erste Vorstellung von den Temperaturgradienten zwischen Nuuk und dem Blockgletscher zu erhalten.

Geophysikalische Messungen im Sommer 2021.

In diesem Jahr wurde das Monitoring durch geophysikalische Beobachtungsmethoden erweitert, wodurch mehr Information über die innere Struktur des Blockgletschers und den möglichen Eisgehalt zugänglich werden.

Media information

Verfasst vom APRI-Medienteam.
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Fotos: © beim Forschungsteam.

About the scientific author

Jakob Abermann, Universität Graz, Österreich
Weiterführende Literatur: Jahresbericht 2017 des Greenland Ecosystem Monitoring