Gold im "Hinterhof". Die Geschichte des Yukon-Bergbaus aus der Sicht der Ältesten der First Nations ist soeben erschienen
Schon mal vom Klondike Goldrausch gehört? Wir vermuten ja. Aber wie haben First Nations die heute in Kanada leben den Bergbau in den letzten hundert Jahren in ihrer Heimat erlebt? Und wie denken sie über den aktuellen Bergbau in ihrem „Hinterhof“?
Etwa die Hälfte der Menschen in Mayo, einer Kleinstadt mit rund 500 Einwohnern im kanadischen Yukon, ist indigen und gehört der First Nation von Nacho Nyäk Dun (Big River People) an. Insgesamt hat diese First Nation circa 600 Mitglieder, die auch außerhalb von Mayo leben. Zusammen mit den Nachkommen von damals neuangekommenen Siedlerinnen und Bergarbeitern in der Region tragen sie zur Bergbauwirtschaft der Region bei.
Die Geschichte des Bergbaus im Yukon wurde oft aus der Perspektive von SiedlerInnen oder BefürworterInnen des „weißen“ Bergbaus geschrieben. Aber wie erinnern sich die Dorf-Ältesten der First Nation an die Geschichte des Bergbaus und was denken sie über das, was heute auf ihrem Land vor sich geht?
Auf Anfrage der First Nation von Nacho Nyäk Dun machten wir uns daran, diese Frage zu beantworten. Anhand von 16 ExpertenInnen-Interviews und vielen informellen Gesprächen haben wir die Perspektiven von Nacho Nyäk Dun Dorf-Ältesten untersucht. Das Ergebnis ist ein, mit professionellen Fotos unserer StudienteilnehmerInnen und der lokalen Flora und Fauna wunderschön illustriertes, Buch mit dem Titel „Dän Hùnày – Our People’s Story“.
Im Yukon werden seit mehr als einem Jahrhundert Edelmetalle abgebaut. Zusammen mit Mitglied der First Nation und Forschungspartnerin Joella Hogan in Mayo zeigen wir mit dem Buch eine andere Perspektive auf den Bergbau in Kanada auf.
“Dän Hùnày – Our People’s Story” .
Mayo ist eine kleine Stadt in der Subarktis. Aber die Themen, mit denen sich Menschen in ihrem täglichen Leben beschäftigen, sind viel größer: denken Sie an die Weltwirtschaft. Jedes Mal, wenn es zu einer globalen Finanzkrise kommt – beispielsweise 2008 oder während der COVID-19-Pandemie – steigen die Preise für Gold, Silber und andere Erze sprunghaft an.
Die in der Region Mayo lebende Bevölkerung befasst sich seit mehr als hundert Jahren mit diesen Boom-and-Bust-Zyklen. Die finanziellen Gewinne verlassen jedoch großteils letztendlich die Region. Gleichzeitig hinterlässt der Bergbau historisch gesehen ein Erbe der Umweltzerstörung.
Die Geschichten der Dorf-Ältesten werfen ein differenziertes Licht auf den Bergbau und wie er sich auf ihr persönliches und gemeinschaftliches Leben ausgewirkt hat. Anstatt die Entdeckungs- und Siedlergeschichte hervorzuheben oder den Wunsch auf schnelle Art und Weise viel Geld zu verdienen, erzählen sie, wie sich ihr Leben im Laufe des 20. Jahrhunderts dramatisch verändert hat.
Vor allem betonen sie, wie der Bergbau in der Vergangenheit zu einem Anstieg der Fachkräfte, der Lohnbeschäftigung und anderen wirtschaftlichen Möglichkeiten in der Region geführt hat.
“Dän Húnáy – Our People’s Story” – Buchpräsentation der ersten Auflage in Mayo im November 2019.
Gleichzeitig hat der Bergbau auch zu einer Verschlechterung der Lebensbedingungen für Mensch und Tier geführt und birgt immer noch ein erhöhtes Risiko für die lokale Umwelt und Bevölkerung. Speziell der Klimawandel birgt neue Herausforderungen, wie zum Beispiel zunehmend tauende Permafrostböden, auf denen neue und alte Minen gebaut sind.
Die First Nation of Nacho Nyäk Dun, sowie die meisten First Nations im Yukon, hat heute Selbstverwaltungs- und Landrechtsabkommen. Diese (und andere) rechtliche Rahmenbedingungen regeln die Interaktion mit Bergbau- und Explorationsunternehmen, erfordern Konsultation und ermöglichen sogenannte Impact und Benefit Agreements zwischen den Parteien.
Angesichts dieser historischen und potenziellen zukünftigen Auswirkungen: Wie würden Sie über Bergbau denken, der in IHREM Hinterhof stattfindet?
Weitere Informationen zu unserem Forschungsprojekt LACE – Labour Mobility and Community Participation in the Extractive Industries finden Sie auf der Projektwebsite oder auf der Webseite der Abteilung für Kulturerbe der First Nation von Nacho Nyäk Dun.
Medieninformation
Verfasst vom APRI-Medienteam.
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Fotos, wenn nicht anders angegeben: © Taylor Smith (Arrowsmith Productions)
Über die wissenschaftlichen Autorinnen
Susanna Gartler und Gertrude Saxinger sind Mitglieder der Arbeitsgruppe Social and Cultural Systems am Österreichischen Polarforschungsinstitut APRI.
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