Was braucht es, um die Welt zu verändern? Einen offenen Geist, eine große Überzeugung - und gute Schuhe.
Eine Gruppe junger Sozial- und NaturwissenschaftlerInnen macht sich auf, um auf die Auswirkungen der Klimaveränderung in Europa aufmerksam zu machen. Ihr Großprojekt, der Climate Walk, wird sie vom Norwegischen Nordkap durch 16 Länder bis an die Küste Portugals führen. 12.000 Kilometer zu Fuß, eineinhalb Jahre lang.
Der Climate Walk soll Bildungsprojekt, Forschung und Kunst in einem sein. Was das junge Team vor hat, scheint wie der Inbegriff von Feldforschung: einfach losgehen, mit offenen Augen und Ohren. Auf Menschen zugehen, nachfragen, zuhören. Unterwegs wollen die jungen WissenschaftlerInnen im direkten Gespräch die Erfahrungen und Eindrücke der Menschen in Europa zum Thema Klimakrise sammeln und die Landschaft dabei mit allen Sinnen aufnehmen. Gehen als Kontrast zur Schnelllebigkeit also. Beim Climate Walk geht es um Entschleunigung. Denn eine Stunde gehend verbracht fühlt sich ganz anders an, als eine Stunde im hektischen Alltag, findet Martina Perzl. Sie macht gerade ihren Master in sozialer Ökologie und ist Teil des Kernteams des Climate Walk.
Während ihrer Reise wollen die Wanderer außerdem in öffentlichen Workshops und Vorträgen über die Folgen der Klimakrise aufklären. Ihre gesamte Reise werden sie dokumentieren, auch einen Wanderführer wollen sie schreiben. Sie haben sich viel vorgenommen, die Wanderers of changing worlds, wie sie selbst sich nennen.
Im Moment bedeutet die Coronavirus-Pandemie aber auch für sie Stillstand. Liefe alles wie geplant, sollte der Climate Walk in Kürze starten. Nun heißt es aber ein Jahr warten, auf den allerersten Schritt hoch oben im Norden Norwegens. Der Start der Wanderung für das Klima ist für Sommer 2022 angesetzt.
Der „Climate Walk“ vom Nordkap nach Cabo da Roca (© Climate Walk).
Klimakrise ist nicht anderswo
Gehen für das Klima – aber warum ausgerechnet durch Europa? Wasserknappheit und Hungersnöte in Afrika, Überschwemmungen in Südostasien, schmelzender Permafrostboden in der Tundra: Die Klimakrise passiert doch immer anderswo. Falsch, sagen die Wanderer des Climate Walk. Sie gehen nicht ohne Grund durch Europa, anstatt durch Afrika.
„Ärmere Länder sind besonders betroffen von Wetterextremen und Naturkatastrophen. Es fällt daher leicht, zu sagen, die Klimakrise ist anderswo,“ sagt Martina Perzl. „Aber wir dürfen nicht vergessen: Industrieländer sind wirtschaftlich abhängig von jenen stark betroffenen Ländern. Probleme dort wirken sich auch unmittelbar auf unser Leben aus.“
Aber auch die direkten Auswirkungen der Klimakrise sind in Europa spürbar. „Ressourcen, wie etwa Wasser, werden auch in Europa knapp werden. Und wenn das passiert, werden wir nicht mehr so leben und konsumieren können, wie wir es im Moment tun,“ betont Martina Perzl.
„Unser Leben wird sich also ändern. Entweder auf die harte Tour, wenn es bereits zu spät ist. Oder jetzt – geordnet, nachhaltig und durchdacht.“
Martina Perzl
Was ist der Climate Walk? – Projektübersicht #1 (© Climate Walk).
Geh‘ ma, Austria!
Pandemiebedingt ein Jahr lang untätig herumsitzen, das wollen die Wanderers of changing worlds sicher nicht. Sie werden auch in diesem Sommer bereits fürs Klima gehen, allerdings nicht durch Europa, sondern in zwei Monaten einmal quer durch Österreich. Als „Generalprobe“ wird der Climate Walk – Geh’ ma, Austria das Team einerseits für den großen Walk nächstes Jahr vorbereiten. Andererseits wollen sie mit dem „kleinen Climate Walk“ die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Folgen der Klimakrise in Österreich lenken.
In Österreich spüren wir Klimaveränderungen hauptsächlich in Form von Wetterextremen. Martina Perzl beschäftigt sich in ihrem Studium mit nachhaltiger Landwirtschaft. Aus ihrer Forschung weiß sie, dass die Landwirtschaft schon jetzt leidet und in Zukunft mehr und mehr betroffen sein wird. Und dass das viel Geld kosten wird.
„Probleme mit der Wasserverfügbarkeit werden zunehmen, Hitzewellen werden besonders die Menschen, die in Städten wohnen betreffen.“
Martina Perzl
Die Route des Climate Walk – Geh’ ma, Austria (© Climate Walk).
Unterstützung für die Wanderer
Unterstützt wird der Climate Walk von der Universität Wien, Fridays for Future, Global 2000 und vielen anderen Institutionen und Unternehmen. An Energie, guter Publicity und Ideenreichtum mangelt es dem Team des Climate Walk zwar nicht, wohl aber an Geld. Rund 200.000 Euro sind für das eineinhalb Jahre dauernde Großprojekt notwendig. Die Finanzierung über Crowdfunding hat bisher nicht geklappt, doch man ist zuversichtlich. Das unfreiwillige Jahr Wartezeit sehen die Wanderer nicht unbedingt nur negativ, obwohl sie natürlich lieber heute als morgen losgehen würden. Die Verzögerung bedeutet für sie auch mehr Zeit, um Sponsoren für ihr Projekt zu gewinnen. Derzeit läuft die Suche nach Organisationen und Unternehmen, die den Climate Walk finanziell unterstützen wollen. Auch ein Sponsor für die Ausrüstung, die sowohl in kalten als auch in warmen und klimatisch anspruchsvollen Gefilden nötig sein wird, wird noch gesucht.
Alle Möglichkeiten, den Climate Walk zu unterstützen, finden sich hier.
Was man sonst noch tun kann? „Mitgehen!“ sagt Martina Perzl. „Wir freuen uns am meisten über Menschen, die uns bei unserer Wanderung begleiten wollen.“
Am 3. Juli 2021 startet der Climate Walk – Geh‘ ma, Austria in Dornbirn (Vorarlberg) und Mitwanderer sind herzlich willkommen.
Facebook: https://www.facebook.com/ClimateWalk.eu
Instagram: @climate_walk
Twitter: twitter.com/climate_walk
Was ist der Climate Walk? – Projektübersicht #2 (© Climate Walk).
Medieninformation
Verfasst von Jana Meixner, Mitglied im APRI-Medienteam.
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Alle Fotos: © Climate Walk